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1. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. I

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
K. u. W. vietleins Deutsches Lesebuch Auf Grund der Bestimmungen über die Neuordnung des Mittelschulwesens in Preußen vom Z. Februar 1910 neu herausgegeben von 5. w. genetzkq und E. Hellmuth Geh. Negierungsrat, Neg.- u. Rektor in Magdeburg Schulrat a.v. in Magdeburg unter Mitarbeit von G. Götze und H.zchrader Stadt- und Rreisschul- Rektor in Erfurt Inspektor in Duisburg Ausgabe D in 4 Teilen Iii. Teil für das sechste und siebente Schuljahr paritätische Ausgabe Der Neubearbeitung 3. Auflage Druck und Verlag von B.g.teubner in Leipzig und Berlin 1915

2. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 3

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
3 3. So klagten die Minder. Das war nicht recht, ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht. Der neue freilich, der knausert und spart, hält j)ark und Birnbaum strenge verwahrt. Aber der alte, vorahnend schon und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn, der wußte genau, was damals er tat, als um eine Birn' ins Grab er bat. Und im dritten Jahr aus dem stillen b)aus ein Birnbaumsprößling sproßt heraus. 4. Und die Jahre gehen wohl aus und ab, längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab, und in der goldenen Herbsteszeit leuchtet's wieder weit und breit. Und kommt ein ^)ung' übern Kirchhof her, so flüstert's im Baume: „U)iste 'ne Beer?" Und kommt ein Mädel, so flüstert's: „Lütt Dirn, komm man röwer, ick gew' Di 'ne Birn!" So spendet Segen noch immer die Hand des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Theodor Montane. A— 5. Im Freien. 1. Hüpft ein Vöglein, singt mir zu: „Freude! Holde Freude! Kuß und Sang, ein Paradeis auf dem grünen, frischen Reis, unter Blüten, rot und weiß, auf der grünen Heide." 2. Fließt ein Bächlein, rauscht mir zu: „Freude! Holde Freude! Muntre Schwätzer lustig ziehn in die Wiesen saftig grün, oder wo die Sträucher blühn auf der grünen Heide." 3. Fliegt ein Bienlein, summt mir zu: „Freude! Holde Freude! Hohes Fest und süßes Mahl, Honigblüten ohne Zahl, Duft im warmen Sonnenstrahl auf der grünen Heide." 4. Tanzt ein Mädchen, lacht mir zu: „Freude! Holde Freude! Ostertag, so licht und warm, Bachgemnrmel, Bienenschwarm, Vogelfang und, Arm in Arm, Tanz auf grüner Heide." Volkslied. 1

3. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 4

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
4 6. Muttersprache. 1 Muttersprache, Mutterlaut, wie so wonnesam, so traut! Erstes Wort, das mir erschallet, süßes, erstes Liebeswort, erster Ton, den ich gelallet, klingest ewig in mir fort. 2. Ach, wie trüb' ist meinem Sinn, wenn ich in der Fremde bin, wenn ich fremde Zungen üben, fremde Worte brauchen muß, die ich nimmermehr kann lieben, die nicht klingen als ein Gruß! 3. Sprache, schön und wunderbar, ach, wie klingest du so klar! Will noch tiefer mich vertiefen in den Reichtum, in die Pracht; ist mir's doch, als ob mich riefen Väter aus des Grabes Nacht. 4. Klinge, klinge fort und fort, Heldensprache, Liebeswort! Steig empor aus tiefen Grüften, längst verscholl'nes, altes Lied! Leb aufs neu' in heil'gen Schriften, daß dir jedes Herz erglüht! 5. Überall weht Gottes Hauch; heilig ist wohl mancher Brauch; aber soll ich beten, danken, geb' ich meine Liebe kund, meine seligsten Gedanken, sprech' ich wie der Mutter Mund. Max v. Schenkendors

4. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 8

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
— 8 — Tür ein; die Glocke läutete; hinten im Backhause riß „Perle" an der Kette und erhob ein wütendes Gebell. Atemlos stand ich vor dem kleinen, hitzigen Gesellen, der nun freude- winselnd an mir aufstrebte. Kräftig dufteten die frischen Roggenbrote, welche reihenweise auf den Wandgestellen lagen, und nebenan in der offenen Kammer stand die alte Mutter Wies am Backtroge, mit dem Ansäuern des Teiges für den morgenden Tag beschäftigt. Im Backhause selbst drängte sich eine Schar von Nachbarskindern, welche, mit irdenen Schüsseln in der Hand, auf die Austeilung der Abendmilch warteten; denn auch eine Milch- wirtschaft wurde hier mit vier oder fünf schweren Marschkühen betrieben. ,Fena noch nicht farbig?" fragte ich auf plattdeutsch, und die alte Frau hielt im Kneten inne, und ihre noch immer schönen Augen blickten mit großmütterlicher Zärtlichkeit auf mich Nein, Lena und Vater Wies waren noch im Stall beim Melken. Schnell war meine Handleuchte ausgeblasen und auf den Tisch gestellt; dann ging's über den dunkeln Steinhof und in den alten, niedrigen Stall hinein, durch den übrigens im Sommer der Weg zu einem seltsam stillen Garten voll roter Zentifolien und kleiner, süßer Stachelbeeren führte. 2. Unter dem Boden des Stalles hing eine Laterne; aber es war kein Licht, sondern nur eine Art leuchtenden Dunstes, den sie in einem engen Kreise um sich her verbreitete. Und doch, für welch trauliche, kleine Welt war sie der Mittelpunkt! Aus dem Dunkel, wo die Kühe an ihren Raufen wiederkäuten, klang es mir leibhaftig wie der alte Volksreim entgegen: „Stripp, strapp, stroll, — is de Ammer nich bald voll?" Ich rief ihn denn auch lustig in das Dunkel hinein, und: „Geduld überwindet Schweinebraten!" kam sogleich von dort her die heitere Stimme meiner Freundin Lena an mich zurück, und unter einer anderen Kuh heraus scholl als Begleitung im Grundbaß das behagliche Lachen von Vater Johann Wies. Lena regierte mich mit scherzenden Worten, ja, bloß mit ihren klugen Augen sicher genug, und so warf ich mich geduldig neben der Tür auf einen Haufen Heu, während seitwärts auf der Hühnerleiter der Hahn mit seinen Hennen im Traume kakelte und von den Kühen her der Strich des Melkens eintönig hervorklang, nur mitunter durch einen Zuruf unter- brochen, wenn die Bläß oder die Schwarze etwa nicht ordnungsmäßig standhielten. Endlich, mit schwerem Eimer und heißem Gesicht, trat Lena in den Leuchtkreis der Laterne und bot mir freundlich guten Abend. Sie war von kleiner Statur; ihre Gesichtszüge — sie mochte in meiner Knabenzeit etwas über dreißig Jahre zählen — ließen erkennen, daß sie einst un- gewöhnlich wohlgebildet gewesen sein mußten Nur die schönen, braunen

5. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 12

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
12 tief. „Klettre nich sau veel op bei ollen Masten rum, mien Reinhold, du kannst gar to licht darunner fallen und dick bei Knoten tweibräken. Un dann noch eins, mien Junge! Paß op, dat du keine natten Fäute kriegst. Taum Andenken hebbe ick dick noch ein Paar Strümpe knütt, und wenn du einmal natt worden bist, dann treckst du bei glieks an. Kiek mick einmal an und miene dicke Backe. Dei ganze Nacht hebbe ick Tähneweidag hatt, und dat is blot von natte Fäute komen, dei ick vorgistern bi dat Kartüffelroden kregen hebbe." Dabei reichte sie mir ein Paar Strümpfe, die mir bis an den Magen gingen. 2. Die gute Christel Wolters! Sie ruht nun schon längst unter dem Rasen. Als ich einst nach langer Abwesenheit als Schiffskapitän die alte Heimat besuchte, galt einer meiner ersten Gänge ihr. Sie war inzwischen die Frau eines ehrsamen Fleischermeisters geworden, aber im Herzen war sie geblieben wie damals. „Reinhold, mien Reinhold!" rief sie, indem sie mich in ihre Arme schloß und Freudentränen über ihre Backen rannen, „wat eine Freude, dat du einmal wedder herkümmst! Hebbe ick et aber nicht immer seggt, dat doch ein düchtigen Keerel ut dick ward?" Ich habe zwar ihren letzten Rat so viel wie möglich zu befolgen ge- sucht, aber es dauerte nicht lange, da waren Christels lange Strümpfe ebenso naß wie die vorher ausgezogenen. Die See nahm gar zu wenig Rücksicht; sie lief oft sehr zudringlich oben in die Stiefel hinein. Und gar manche Tage und Rächte blieb nichts anderes übrig, als vor dem Schlafengehen nicht allein die Strümpfe, sondern auch die übrigen Kleidungsstücke auszuwringen, die Seestiefel zum Auslecken umgekehrt auf- zuhängen und sie nach vier Stunden, d. h. nach Ablauf der Freiwache, so wieder anzuziehen. „Tähneweidage" habe ich allerdings damals trotz- dem nicht bekommen. Ii. An einem schönen Oktobertage verließ ich mit dem Vater die Heimat, um zunächst nach Magdeburg und von da mit einem Dampfer nach Ham- burg zu fahren. Während des ersten Reisetages sah ich jedoch nicht aus wie einer, deffen Wunsch nach so langem Harren in Erfüllung gegangen war; im Gegenteil, ich war bis zum Tode betrübt. Daß mir der Abschied von der Mutter so schwer werden würde, hatte ich nicht geahnt. Und als sie im letzten Augenblicke ihre Hände auf mein Haupt legte, den Segen Gottes auf mich herabrief und ihre letzten Worte waren: „Bleibe ein guter Mensch, mein Junge!" da blutete mein Herz. Gleichzeitig gelobte ich mir aber in meinem Innern, dieser letzten Worte stets eingedenk zu bleiben. Sie haben mich, wenn ich später einmal zu straucheln drahte, stets wieder auf den rechten Weg zurückgeführt, und der Segen der ge- liebten Mutter hat auf meinem Lebenswege auf mir geruht.

6. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 14

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
14 merkte ich bald, einen ganzen Haufen erdachter Geschichten aufgebunden und mir für den Grog, den ich ihm von meinem geringen Taschen- gelde gekauft hatte, wie man zu sagen pflegt, „gehörig die Hucke voll- gelogen". Die Belehrung des guten, alten Witt hatte mich allmählich zaghaft gemacht, und wenn auch nur leise, kam doch bereits der Gedanke: „Hast du richtig gehandelt, diesen Beruf zu wählen?" Jetzt jedoch war es zu spät. Ich gedachte der Worte des Vaters, daß ich meinen Willen haben, aber auch allein alle Folgen tragen sollte, und war entschlossen, alles hinzunehmen. Nach Ablauf der mir bewilligten Frist begab ich mich an Bord meines Schiffes. Um ihm einen neuen Kupferbeschlag zu geben, war es auf das Land geholt. Es stand, überall mit Balken abgestützt, noch auf der „Helling" genannten schiefen Ebene und sollte demnächst wieder ins Wasser gelassen werden. Iv. Mein Empfang an Bord war keineswegs dazu angetan, meine Stim- mung zu heben. Der Kapitän, ein sehr schweigsamer und grimmig drein- blickender Mann, beachtete mich kaum. Der Obersteuermann, an den ich gewiesen wurde, fragte nur nach meinem Namen, um mir dann zu sagen: „Geh zum Bootsmann, er wird dir Arbeit geben!" Die Matrosen schauten mich neugierig, aber keineswegs mit Wohlwollen an. Sie machten in ihrem Plattdeutsch — das allein wurde an Bord gesprochen — über mich Bemerkungen. Ich verstand sie kaum halb, da das Hamburger Platt von dem meiner Heimat sehr verschieden ist, aber schmeichelhaft und er- mutigend waren sie für mich nicht. Unterdes war auch meine Seekiste an Bord gekommen. Sie wurde zu andern vor den „Kojen", den Wohnräumen der Seeleute, aufgestellt. Ich bekam keinen kleinen Schreck, als ich den Raum erblickte, in dem 18 Men- schen, die Besatzung des Schiffes außer dem Kapitän und zwei Steuer- leuten, für die Dauer der Reise, also fast ein Jahr lang leben sollten. Er war nur fünfzehn Fuß lang und fünfundzwanzig Fuß breit und dabei so niedrig, daß selbst ich, der ich noch nicht ganz ausgewachsen war, nicht ganz aufrecht darin stehen konnte. Und doch enthielt er sechzehn Kojen, vor denen noch die achtzehn Seekisten der Besatzung standen, und zwei kleine Hängetische. Nur mit Vorsicht konnte man sich daher in dem Raume bewegen. Da nur sechzehn Kojen vorhanden waren, mußten sich die vier Jüngsten in zwei teilen, eine Aussicht, die mich keineswegs entzückte. Doch ich hatte keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Denn kaum hatte ich meine Seegrasmatratze nebst zwei wollenen Decken in meiner Koje untergebracht, als auch schon der Bootsmann an der Kappe der Nieder-

7. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 16

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
16 (Kambüse) und schrie mit lauter Stimme: „Schaffen! Schaffen!" — „Was, noch immer mehr?" dachte ich bei mir und sah ihn verwundert an; „ich habe doch schon tüchtig was geschafft." „Watt stechst du da und verköffst Muulaapen, du bobenlandische Sweizerbub? Hast du nich hört? Schaffen! Röhr de Beine und bring gau (geschwind) de Back dal!" Ich stand wieder vor einem Rätsel. „Schaffen", „gau", „Back"? — Ich mußte wohl in dem Augenblick sehr erbarmungswürdig aussehen; denn einer der Matrosen sagte mitleidig: „Sweizers verstaht ja kein Plattdütsch, Kock! Snack doch messingsch mit em, darün büst du ja fix." Offenbar fühlte sich der Koch durch diese Anerkennung seiner höheren Bildung sehr geschmeichelt, denn er erklärte mir die Sache sofort auf messingsch, wie die Matrosen hochdeutsch nennen, was sie möglicherweise von Meißen ab- geleitet haben, weil man dort nur hochdeutsch spricht. „Sühst du, mein Junge," begann er, „du büst doch von hogem Kommas (Herkunft), aber du mußt nich so dösköppig sein. Ich bin zwarst man einen simpeln Koch, wenn mich (mir) auch in das Kochen von Klüten (Klößen) so leicht keiner über is, aber ich kann doch hochdütsch, und du als Sweizer weißt von Platt nichts nich ab. Schaffen, das is Essen, und deine Schuldigkeit is, daß du den Matrosen die Zuppe und das Fleisch und die Kartüffeln in die Back hinunterträgst und sie auf die Back an Backbord unten ins Logis setzst." Herr Gott! Das meiste war mir ja klar! Aber dies dreifache Backen, von denen offenbar jedes etwas anderes bedeutete! Doch ich traf das Richtige. Ich nahm die eine Back als hölzerne Suppenschüssel und setzte sie auf die zweite, den Tisch im Logis, der sich an Backbord, d. h. an seiner linken Seite befand. Das Essen war gut und kräftig und schmeckte mir nach der Arbeit vortrefflich. Während der einstündigen Mittagspause rauchten die Matrosen ihren Kalkstummel und spannen Garne, wie sie ihr Erzählen nennen. Mir dagegen wurde bedeutet, daß ich den Tisch zu reinigen und dann die Backen oben an Deck abzuwaschen hätte. Ich dachte unwillkürlich an meine erste Pensionsmutter in Magdeburg, die mancherlei häusliche Dienste von mir verlangt hatte, aber nicht mehr so stolz wie damals, denn Ab- waschen war mir doch von ihr nicht zugemutet worden. Vi. 1. Um ein Uhr ging es wieder an die Arbeit, bis es dunkel wurde Es schien, als ob man es besonders auf mich abgesehen hätte. Immer gab es etwas anderes für mich zu tun, und bei jeder Arbeit wurden

8. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 22

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
22 daß kein Räuber, stumm und lauernd, in der Waldschlucht ihn entdeckt, kein Verrat den Heimgekehrten an der Schwelle niederstreckt!* 3. Also flehten sie; der Räuber hört’ es hinterm Kruzifixe, schnallte fester noch den Säbel, spannte schärfer noch die Büchse. Und der Jüngste, sich bekreuzend, hub noch einmal an zu lallen: „Lieber Herr, ich weiß, die Amme sagt’ es mir, du hilfst uns allen, jeden Hauch vernimmst du droben. Freundlich wie das Sonnenlicht über alle, Gut’ und Böse, neigest du dein Angesicht. Gib den Räubern, den gewalt’gen, die da schwärmen auf den Wegen, gib ein Haus, darin zu wohnen, einen Vater, sie zu pflegen, warme Kleider, blanke Schuhe, Wein und Speisen mancherlei, daß sie nicht zu rauben brauchen und der Vater sicher sei! Wüßt’ ich, wo ein Räuber wäre, ging’ ich zu ihm ohne Beben, dieses Kettchen hier am Halse, diesen Ring wollt’ ich ihm geben, meinen Pelz, den scharlachroten, dieses Mützchen auch dazu, nimm dir alles, lieber Räuber; nur den Vater schone du!“ 4. Und der Räuber hört den Knaben hinterm hohen Kruzifixe, nach dem Säbel faßt er schweigend, schweigend faßt er nach der Büchse. - Da von ferne hört er’s nahen. Rosse schnauben, Räder knarren, mühsam aus des Tales Grunde schwankt herauf der hohe Karren; und den Säbel zieht der Räuber, richtet langsam, stumm die Büchse, und so steht er, lauscht und zielet hinterm hohen Kruzifixe. Niederknieen noch die Kinder: „Herr, um unsers Vaters Leben laß, o laß die holden Arme wie zwei Flügel ihn umschweben, daß sein gutes Roß nicht strauchle, nicht sein Fuß vom Wege irrt, daß die Kugel nicht des Räubers mörderisch sein Haupt um- schwirrt!“ — Und der Vater kommt gefahren, ungefährdet, wie sie flehn, drückt die Kinder an den Busen, und kein Räuber ward gesehn! Nur den blanken Säbel fand man, nur die scharf gelad’ne Büchse; beide waren ihm entsunken hinterm hohen Kruzifixe. Robert Prutz. 18. Jung gewohnt, alt getan. 1. Die Schenke dröhnt, und an dem langen Tisch ragt T^opf an l{opf verkommener Gesellen, man pfeift, man lacht; Geschrei, Fluch und Gezisch ertönte an des Trankes trüben Ivellen.

9. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 23

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
23 — 2. 3n dieser Wüste glänzt' ein weißes Brot, sah man es an, so ward dem Kerzen besser; sie drehten eifrig draus ein schwarzes Schrot und wischten dran die blinden Schenkemesser. 3. Doch einem, der da mit den andern schrie, fiel untern Tisch des Brots ein kleiner Bissen; schnell fuhr er nieder, wo sich Rchie an Rchie gebogen drängte in den Finsternissen. 4. Dort sucht' er selbstvergessen nach dem Brot; doch da begann's rings um ihn zu rumoren, sie brachten mit den Füßen ihn in Not und schrien erbost: „Was, 'bjerl! hast du verloren?" 5. Errötend taucht' er aus dem dunkeln Graus und barg es in des Tuches grauen galten. Er sann und sah sein ehrlich Vaterhaus und einer treuen Mutter häuslich Walten. — 6. Nach Jahren aber saß derselbe Mann bei Herrn und Damen an der Tafelrunde, wo Sonnenlicht das Silber überspann und in gewählten Reden floh die Stunde. ?. Auch hier lag Brot, weiß wie der Wirtin Hand, wohlschmeckend in dem Dufte guter Sitten; er selber hielt's nun fest und mit Verstand, doch einem Fräulein war ein Stück entglitten. 8. „£>, lassen Sie es liegen!" sagt sie schnell. Zu spät! Schon ist er untern Tisch gefahren und späht und sucht, der närrische Gesell, wo kleine, seidne Füßchen stehn zu j)aaren. 9. Die Herren lächeln, und die Damen ziehn die Sessel scheu zurück vor dem Beginnen; er taucht empor und legt das Brötchen hin, errötend hin auf das damastne Linnen. Jo. „Zu artig, Herr!" dankt' ihm das schöne Rgnd, indem sie spöttisch lächelnd sich verneigte; er aber sagte höflich und gelind, indem er sich gar sittsam tief verbeugte:

10. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 28

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
28 Und an mein Bett kamst du mit leisen Zehen, ein Schutz für mich — wie sorgenvoll du horchtest! Längst schon dein Grab die Winde überwehen, ein Gruß für mich — wie liebevoll du sorgtest! Detlev v. Liliencr 25. Dar taubstumme Kind. J. von dichter 'Zinderschar umgeben, pausbäckig alle und gesund, schien wolkenlos der Mutter Leben, und alles stand auf sicherm Grund. 2. Nur eins von all den Glücksgewinnen, ein Mädelchen im lust'gen Schwarm, war taubstumm und von blöden binnen, lag täglich fast dem Tod im Arm. 3. Verdreifacht hält der Liebe Posten vor ihrem Stübchen seine Macht, und keine Mühe, keine Zosten erschüttern seine Heldenmacht. 4- Und weiter atmet, lebt die Zranke, nun ist sie dreizehn Jahre schon, doch immer bleibt dieselbe Schranke, versagt ist ihr der Menschenton. 5. Der Mutter heißeste der Bitten, der Münsche heißester ist nur, bevor ihr Liebling ausgelitten, eh' abgelaufen ihre Uhr: 6. daß sie ein einzig Mal nur sage, ein einzig Mal das eine Mort „Mutter!" — und wegfegt alle Zlage, und alle Trübsal ist verdorrt. 7. Das Mädchen starb, mit reinem Kerzen sank oben sie an Gottes Brust, die Mutter blieb im Land der Schmerzen und gab sich schwer in den Verlust. 8. Dann starb auch sie nach vielen Jahren, nach plag' und Arbeit, wie's so geht, wir alle müssen's ja erfahren, wie scharf der Mind auf Erden weht.
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